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Wie können wir wieder LEADER-Region werden?

Neue Förderperiode startet 2023 – Bürger sind zum Mitmachen aufgerufen

Wetteraukreis. 5 Millionen Euro könnten allein als direkte Förderung in die Region fließen, nicht eingerechnet die Investitionen, die dadurch ausgelöst werden. 2023 beginnt die neue Förderperiode des LEADER-Programms – und die Region Wetterau/Oberhessen will wieder mit dabei sein. Damit die Bewerbung von Erfolg gekrönt ist, sind auch die Bürger gefragt: Ihre Ideen bilden die Grundlage für die sogenannte Lokale Entwicklungsstrategie, damit die Fördergelder gezielt und nachhaltig in den Kommunen wirken können. Jetzt startet der Beteiligungsprozess.

Das LEADER-Programm der Europäischen Union und des Landes Hessen ist ein wichtiges Instrument, um den ländlichen Raum zu entwickeln. Das lässt sich schon an den reinen Zahlen ablesen: In der Förderperiode 2014 bis 2020 sind in die 17 beteiligten Wetterauer Städte und Gemeinden über 2 Millionen Euro an Zuschüssen geflossen; unterm Strich standen Gesamtinvestitionen von 5,4 Millionen Euro. Hinzu kamen knapp 230.000 Euro über das Regionalbudget, das für kleinere Projekte bestimmt ist; hier ist der 9. Dezember übrigens der Termin für die nächste Antragswerkstatt. In der Übergangsphase 2021/2022 stehen der Region weitere über 660.000 Euro zur Verfügung. 2023 startet die neue Förderperiode – und dabei geht es um rund 5 Millionen Euro für die Region.

„Der Wetteraukreis fördert den Prozess zur erneuten Bewerbung als LEADER-Region ausdrücklich“, sagt Kreisbeigeordneter Matthias Walther. „Wir erkennen, dass hier nachhaltige Projekte realisiert werden, dazu erhebliche Fördermittel in die Region fließen und strategische Themen wie der Lebensraum Dorf und die Ortsinnenentwicklung wertvolle Impulse erhalten.“

Klaus Karger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau, unter deren Trägerschaft das LEADER-Programm in der Region umgesetzt wird, lenkt den Blick noch auf einen anderen Aspekt: „Neben den konkreten Projekten, die gefördert werden können, ist auch das Netzwerk wichtig, das durch die Zusammenarbeit geknüpft wird. Die Dorfaktiven werden befähigt, auch weitere Prozesse zur Entwicklung des ländlichen Raums voranzubringen.“ Dies entspricht dem LEADER-Motto „Bürger gestalten ihre Heimat“: So soll der ländliche Raum durch eine selbstbestimmte Entwicklung wirtschaftlich und kulturell gestärkt werden.

„Ehrenamt und Vereinsleben sind tragende Säulen“

Hier setzt auch die am Donnerstag, 25. November, in Bad Salzhausen startende Einbeziehung der Bürger an: Sie können – und sollen – sich und ihre Ideen einbringen. Denn eine breite Beteiligung ist Grundvoraussetzung für das Gelingen des Förderprogramms. „Über LEADER werden mit verschiedenen Projekten und Strategien die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessert, das Miteinander gestärkt und die Zukunftsfähigkeit gesichert“, sagt Karger. „Das Ehrenamt und das Vereinsleben sind dabei tragende Säulen eines lebendigen bürgerschaftlichen Engagements. Hier gilt es, verstärkt anzusetzen, um den ländlichen Raum zu fördern. In einem breiten Beteiligungsprozess soll eine Lokale Entwicklungsstrategie erstellt werden.“

Dafür plant die Wirtschaftsförderung eine „Tour de LEADER“. Konkret bedeutet das, dass nach der Auftaktveranstaltung fünf Bürger-Dialoge stattfinden, bei denen Ideen gesammelt werden. Danach wird es vier Workshops geben, um Leitbilder und -projekte aus diesen Ideen zu erarbeiten. Hilfestellung leisten dabei Experten, allen voran das Fachbüro „Neulandplus“ aus Baden-Württemberg, das auf Tourismus-, Standort- und Regionalentwicklung spezialisiert ist und von einer Jury für das Erstellen der Lokalen Entwicklungsstrategie ausgewählt worden ist. „Das Büro hat deutschlandweit Erfahrung in der langjährigen Begleitung und strategischen Entwicklung von Regionen und Landkreisen“, erklärt Bernd-Uwe Domes, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau, die Entscheidung. „Beim Erstellen von Entwicklungskonzepten mit Bürgerbeteiligung denken die Mitarbeitenden des Fachbüros immer auch die großen Zukunftsthemen und -trends mit, zum Beispiel den Klimaschutz, aber auch die Veränderungsprozesse in den Generationen.“

Auch für Niddatal und Ober-Mörlen möglich

Um vorab klarzustellen, wer für den LEADER-Fördertopf überhaupt infrage kommt, hat das Land Hessen eine Karte mit ländlichen Räumen erstellt. Um als Kommune mit Ländlichkeit zu gelten, werden etwa die Agrarstruktur und die Einwohnerdichte herangezogen. Ausgehend von diesen Kriterien werden im Wetteraukreis neben den bisherigen 17 Kommunen der LEADER-Region auch Niddatal und Ober-Mörlen als Teil der theoretischen Gebietskulisse benannt. Das bedeutet aber nicht die automatische Teilnahme, sondern jede Kommune muss offiziell ihr Interesse bekunden.

Für die Lokale Entwicklungsstrategie hat das Land vier Themenfelder vorgegeben, die durch die Workshops mit Bürgerbeteiligung abgedeckt werden: Gleichwertige Lebensverhältnisse für alle/Stichwort: Daseinsvorsorge, Erholungsräume für Naherholung und ländlichen Tourismus, Anpassungsstrategien zu einem nachhaltigen Konsumverhalten/Stichwort: Bio-Ökonomie sowie Wirtschaftliche Entwicklung und regionale Versorgungsstruktur durch Klein- und Kleinstunternehmen. Bei letzterem setzen die Wirtschaftsförderer auf frische Ideen von kreativen Pionieren aus der Region, die zum Beispiel das Zukunftsthema Co-Working im ländlichen Raum abbilden.

Darüber hinaus gibt es drei Querschnittsthemen: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz, zudem zwei für die Region Wetterau/Oberhessen besonders bedeutsame Themen: die Regionalstrategie Ortsinnenentwicklung und die Landesgartenschau 2027. „Das ist nicht nur im Hinblick auf die neue LEADER-Periode, sondern auch auf die Landesgartenschau die erste Möglichkeit für die Bürger, sich mit ihren Ideen einzubringen“, wirbt Domes für eine rege Teilnahme. „Wir wollen unseren ländlichen Raum als wirtschaftlich, ökologisch und sozial stabilen Lebensraum stärken. Das Wissen und das Engagement der Bürger in den Dörfern und Städten sind unschätzbare Werte, die es einzubinden gilt. Wir wollen gemeinsam Potenziale erkennen, entwickeln und profilieren. Die Erfahrungen aus unserem Forschungsprojekt 'Dorf und Du' zur Innenentwicklung und die Landesgartenschau 2027 in der Region Oberhessen sollen dabei Inspiration sein und in den Handlungsfeldern der Lokalen Entwicklungsstrategie mitgedacht werden.“

Die Landesgartenschau nimmt auch Rolf Hartmann, zweiter Vorsitzender des Vereins Oberhessen, in den Blick. „Ich wünsche mir, dass wir einen breiten Bürgerdialog realisieren und insbesondere auch, dass viele Ideen zur Landesgartenschau 2027 in das Konzept einfließen. Unsere zukunftsorientierte Gartenschau verbindet elf Kommunen und soll wichtige Impulse zur nachhaltigen Raumentwicklung geben. Das ist eine Investition für Generationen. Wir wollen möglichst viele Bürger mitnehmen.“

„Jeder Bürger kann teilnehmen“

Wann geht es los, wie ist der Zeitplan? Der Startschuss erfolgt am Donnerstag, 25. November, im Kurhaus-Hotel in Bad Salzhausen. Schon hier sind die Bürger zum Mitwirken aufgerufen, denn nach einer Information über das LEADER-Programm und die Beteiligungsmöglichkeiten geht es direkt an das Thementische, wo erste Ideen und Wünsche gesammelt werden.

Danach führt die „Tour de LEADER“ quer durch die Region und lädt zu insgesamt fünf Bürger-Dialogen ein – drei davon in enger Zusammenarbeit mit dem Verein Oberhessen, dem die Organisation der Landesgartenschau obliegt. Inhaltlich nahezu identisch, soll durch diese Angebote eine möglichst breite Beteiligung gewährleistet werden. Interessierte an der Dorfentwicklung sind bei der Ideenfindung ebenso willkommen wie bereits Aktive. „Jeder Bürger kann daran teilnehmen und maßgeblich mitsteuern, welche Themen wichtig sind“, erklärt Karger, dass an diesen Abenden die Grundlage für die Lokale Entwicklungsstrategie geschaffen wird. Auch Vereine, Unternehmen und kommunale Vertreter sind zum Mitmachen aufgerufen. Die Tour macht im Dezember und Januar Halt in Ortenberg, Büdingen, Ranstadt, Florstadt und Butzbach. Einbezogen werden jeweils zwei bis vier Nachbarkommunen, die ebenfalls ihr Interesse an der LEADER-Beteiligung bekundet haben. Parallel dazu wird es auch eine digitale Beteiligungsplattform geben.

Im Februar wird es dann vier Workshops geben, in denen jeweils eins der vier LEADER-Handlungsfelder im Mittelpunkt steht: Daseinsvorsorge, Wirtschaftliche Entwicklung, Naherholung/Tourismus und Bio-Ökonomie. Bei den Veranstaltungen in Oppershofen, Stockheim, Limeshain und Echzell sollen sowohl Entwicklungsziele als auch Schlüsselprojekte für die Region definiert werden. Die Ergebnisse werden im April bei einer Abschlussveranstaltung in Wölfersheim präsentiert. Auf dieser Grundlage wird das Büro „Neulandplus“ dann die Lokale Entwicklungsstrategie erstellen. Bis Ende Mai 2022 müssen die Bewerbungsunterlagen dann beim Land Hessen eingereicht werden.

In der Zwischenzeit können sich engagierte Bürger weiterhin einbringen und austauschen: zum Beispiel über die „Dorf-Akademie“ oder die bereits bestehenden LEADER-Arbeitskreise aus den früheren Förderperioden.

 

Kommen auch Sie und bringen Sie Ihre Ideen mit zur Auftaktveranstaltung zur LES Entwicklung am 25.11.21 um 18:30 Uhr im Kurhaushotel in Bad Salzhausen.*
Das Programm für die Auftaktveranstaltung finden Sie hier.

Eine Anmeldung ist erforderlich unter anmeldung(a)wfg-wetterau.de

*Aufgrund der aktuellen pandemischen Lage gilt für diese Veranstaltung die 2G Regel (geimpft oder genesen) oder ein aktueller PCR Test (nicht älter als 48 Std.).